„In Amerika hat man diesen Vortheil schon längst erkannt…“ „Das transparente Glasbild läßt sich aber nicht bloß im Stereoskop verwenden, sondern auch in der Laterna Magica; es gestattet eine 12- bis 20fache Vergrößerung, und dadurch liefert es ein Bild, welches alle Vortheile einer Wandkarte besitzt. Wandbilder der Art ersetzen die kostspieligen und ungenauen Wandtafeln zur Darstellung von Thieren, Pflanzen, Mineralien, Felsformen, Landschaften; sie machen eigentlich erst den wahrheitsgetreuen Anschauungsunterricht möglich. In Amerika hat man diesen Vortheil schon längst erkannt. Jede größere Schule besitzt eine Laterna magica, oft deren mehrere und fast jedes naturwissenschaftliche Auditorium ist so eingerichtet, daß es in jedem Moment verdunkelt werden und die Darstellung der Schattenbilder beginnen kann.“ Vogel, Hermann Wilhelm: Die gegenwärtigen Leistungen der Photographie. In: Deutsche Rundschau Bd. 15/1878, S. 422
Gegen den Bilderkultus (1875) „Es ist gewiß nicht zu viel behauptet, daß kaum eine Stunde vergeht, in der nicht Bilder oder wenigstens Tabellen vorgezeigt, daß viele Stunden durch Besprechung trivialer Bilder vergeudet werden, daß in mancher Stunde die Aufmerksamkeit der Schüler durch die Abbildungen in Fibel und Lesebuch abgeleitet wird, daß der immer mehr um sich greifende Bilderkultus einem oberflächlichen Halbwissen Vorschub leistet […].“ Vogel, August: Gegen den Bilderkultus. Eine wissenschaftlich-pädagogische Abhandlung, Gütersloh 1875, S. 17
Hypnoseversuche im öffentlichen Fernsehfunk (DER SPIEGEL 4/1947)
Die BBC – also die britische Rundfunkgesellschaft – plante Hypnoseversuche im öffentlichen Fernsehfunk. Man hat dieses Vorhaben indessen wieder aufgegeben. Der Grund: Die Versuche im Studio der BBC übertrafen die Erwartungen bei weitem. Es fielen dabei nämlich viele der Anwesenden in tiefen hypnotischen Schlaf, teils durch unmittelbare, teils durch mittelbare Einwirkung des Hypnotiseurs. Nur mit Mühe konnten sie geweckt werden.
Man befürchtet nun bei Uebernahme derartiger Sendungen in das öffentliche Programm der BBC bedenkliche Wirkungen. So z. B. fürchtet man, damit rechnen zu müssen, daß einzelne Empfänger der Sendung einschlafen würden und dann niemanden hätten, der sie aufweckte.
Fernsehen macht dumm (DER SPIEGEL 15/1950)
Die Lehrer des Mills College in Kalifornien waren entsetzt. Sie hatten erfahren wollen, was ihre Schüler in den oberen Klassen über Zeitgeschichte wissen, […].In der Abraham Clark High School in Roselle (New Jersey) machte Englischprofessor Burnett Cooper bei den Frühjahrsprüfungen ähnliche Erfahrungen. Auf der Suche nach der Ursache der Verschlechterung, dem Virus der Unbildung, stieß er auf das Fernsehen.
Es zeigte sich, daß die Prüfungsresultate derjenigen, die keinen Fernsehapparat zu Hause hatten, durchschnittlich um 19 Prozent besser waren als die ihrer Klassenkameraden. Die „television fans“ aber hatten keine Zeit mehr, ihre Hausaufgaben zu machen.
Coopers Bericht, gemeinsam ausgearbeitet mit der Gymnastiklehrerin Ruth Prisk, die klagte, daß der Fernsehapparat die Kinder vom Spiel und Sport abhalte, machte in Amerika Sensation. Aus allen Fernsehstädten – erst ein Teil der USA hat Fernsehempfang – kamen ähnliche Berichte.
Die „New York Times“, Amerikas angesehenste Tageszeitung, dozierte in einem Leitartikel: „Diese Statistiken machen es überdeutlich klar, daß die Television ein neues Problem für die Welt der Erziehung darstellt […]:
„Jedes Medium, das einen so großen Teil der Wachstunden unserer Kinder in Anspruch nimmt, kann nicht mehr lediglich als eine neue Form der Unterhaltung angesehen werden. Es handelt sich um eine gesellschaftliche Kraft mit ungeheuren Möglichkeiten zum Guten und zum Bösen […] die Oeffentlichkeit muß sich dieses neuen Problemkindes in unserer Mitte, das Problemkinder erzeugt, annehmen.“ […]
Kinderärzte stimmten in den Chor ein. Sie erzählten, wie die Kleinen und Kleinsten, die man vor dem Wunderkasten sitzen lasse, in der Nacht von bösen Träumen gequält würden. „Sie glauben, daß die Welt von ‚Killern‘ mit großen Revolvern und perversen Mördern bevölkert sei. Sie sind zugleich fasziniert und erschreckt.“
Theta-Wellen verwandeln Kinobesucher in einen mordwütigen Würger (DER SPIEGEL 29/1954)
Ein Justizbeamter führte den Angeklagten in das Labor des Neurologischen Instituts von Bristol (England). Was dann geschah, erinnerte an die Gruselszenen eines Stummfilm-Reißers: Der 43jährige Physiologe Dr. Grey Walter stülpte dem Angeklagten ein Gewirr von Drähten auf den Kopf. 20 Kabel verbanden die Drahtkrone mit einem im Hintergrund des Labors aufgebauten schädelförmigen Glasgebilde, das nach dem Schema der Windungen und Zentren des menschlichen Gehirns mit Elektronenröhren vollgestopft war.
Im Glaskopf begann es zu funkeln und zu blitzen. Signale leuchteten auf, verloschen wieder. Lichtspiralen glommen matt, wurden heller. Plötzlich strahlte der Schädel hell auf. Der Physiologe hatte einen flackernden Scheinwerferstrahl auf die Augen des Mannes gerichtet.
Nach diesem seltsamen Versuch verfaßte Dr. Walter ein Gerichtsgutachten zugunsten des Angeklagten. Der Mann war beschuldigt, während einer Filmvorstellung einen Kinobesucher überfallen zu haben. Ohne ersichtbare Ursache hatte er sich plötzlich auf den fremden Platznachbar gestürzt, um ihn zu erwürgen. Er selbst konnte kein Motiv für seine Tat angeben. Das Gutachten des Dr. Walter brachte ihm den Freispruch.
Was der englische Physiologe nach dem kurzen Versuch mit dem Glasschädel geschrieben hatte, klang phantastisch: Der Mann war einem „Flimmeranfall“ erlegen. Das Flimmern der Filmbilder auf der Leinwand hatte im Rhythmus mit gewissen Gehirnwellen des Angeklagten übereingestimmt. Dadurch war in seinem Gehirn eine Flut von Theta-Wellen ausgelöst worden, die den geruhsamen Kinobesucher plötzlich in einen mordwütigen Würger verwandelten.
Appell ans Unterbewußtsein (DER SPIEGEL 14/1958)
Die Fernseh-Station KTLA in Hollywood hat in den vergangenen drei Wochen ungewöhnlich viele Anrufe und Briefe von ihrem Publikum erhalten: Kirchliche Verbände, Eltern-Vereinigungen, Frauen-Clubs, Ärzte und Lehrer protestierten schriftlich und fernmündlich gegen ein Unternehmen, das von dem KTLA-Direktor Lou Arnold angekündigt worden war. Arnold hatte bekanntgegeben, der Sender werde im April – als erste Fernseh-Station überhaupt – „Unterbewußtseins-Werbung“ in sein Programm einstreuen. […]
Daß es den Propagandisten von Dosenmilch oder Diktaturen im Prinzip möglich ist, das Unterbewußtsein der Sklaven von Konsum oder Regime zu traktieren, gilt als nahezu sicher. Bereits ein Vierteljahrhundert vor dem Jahre „1984“ – in das der englische Autor George Orwell die beklemmende Vision vom „Großen Bruder“ versetzte, der seine Untertanen mit Hilfe der Technik Tag und Nacht kontrolliert – erprobten Wissenschaftler in Amerika die Methoden der Unterbewußtseins-Werbung, gegen die sich die Menschen ebensowenig wehren können wie in Orwells Roman „1984“ gegen die Kontrollen des „Großen Bruders“. […]
Auge und Ohr werden von diesem technischen Wunder oft über Gebühr in Anspruch genommen. Zum Ausgleich sollte man ein belebendes und anregendes Getränk zur Hand haben, … (Der Spiegel 29. Nov. 1957, S. 29)
Augentrost (DER SPIEGEL 43/1960)
[…] Beim Fernsehtrinker, auch Haustrinker genannt, handelt es sich klinisch betrachtet – um denselben fröhlichen Zecher, der in weniger technisierten Zeiten den Stammtisch, die Stehkneipe oder die Bar zu bereichern pflegte, in der Erwartung, daß sich ihm an diesen Stätten die Mitwelt erschließe. Heute macht die Mitwelt Hausbesuche. So brauchen der Fernsehtrinker und seine Fernsehtrinkerin nur ihr Flaschenbier kühl oder ihren Sherry trocken zu halten und können selbander und selig dem Sendeschluß entgegendämmern. […]
Beobachtungen haben gezeigt, daß der TV-Trunksucht-Gefährdete besonders in zwei Fällen der Anfechtung erliegt. Erstens, wenn das Fernsehprogramm langweilig ist. In diesem Falle dient ihm das geistige Getränk als Anregungsmittel und versetzt ihn, indem es sein Urteilsvermögen herabmindert, in die Lage, sein Heimgerät unverzagt für eine lohnende Anschaffung zu halten.
Oder aber – das Programm ist spannend. Tritt dieser Sonderfall ein, verlangt das Nervensystem des Haustrinkers nach Dämpfung. Und weil der Alkohol, wie die meisten Stimulantia, paradox wirkt, erfüllt er seinen Zweck da wie dort.
Doch das Fernsehen leistet dem Wohlstandsalkoholismus nicht nur Vorschub, erfuhr Telemann* von Dr. Soeder, es kann auch unmittelbare Ursache der Trunksucht sein. Wer also arglos vor der Röhre sitzt und glaubt, seine Charakterstärke sei zu ausgeprägt, als daß er schädlicher Gewohnheit Knecht werden könne, der irrt sich tragisch.
Beweis: Versuchspersonen, auf die man unterbrochene Lichtreize, wie sie etwa denen des TV-Bildes entsprechen, einwirken ließ, zeigten in ihrem Elektro-Enzephalogramm (Gehirnstrombild) Frequenzveränderungen. Das bedeutet: nervöse Unruhe. Und die will gezügelt sein.
[…]
*Unter dem Pseudonym „Telemann“ schrieb Martin Morlock Ende der 1950er Jahre bis 1963 regelmäßig Fernsehkolumnen für den SPIEGEL. Morlock arbeitete auch für andere Medien und schrieb u.a. Texte für das Kabarett.
Abendessen im Galopp (DER SPIEGEL 47/1961)
Dreißig Stunden wöchentlich sitzen deutsche Kinder in der Schule. Zwanzig Stunden sitzen sie vor dem Fernsehschirm.
Diese jungdeutsche Eigenart erhellt aus einer wissenschaftlichen Untersuchung, die der Hamburger Lehrbeauftragte für Pädagogische Psychologie, Professor Dr. Fritz Stückrath, vorgenommen hat. Der Forscher fand heraus, daß eine Sitzleistung von wöchentlich 20 TV-Stunden typisch ist für Kinder zwischen elf und 15 Jahren, deren Eltern ein Fernsehgerät haben.
[…]
Wie in Amerika, wo nach neuesten Ermittlungen Kinder zwischen vier und elf Jahren durchschnittlich 31 1/2 Stunden in der Woche vor der Mattscheibe verbringen, so sind auch in der Bundesrepublik offenbar die meisten jugendlichen Fernseher „Allesschlucker“ (Stückrath). 41 Prozent der befragten Hamburger Kinder sitzen regelmäßig schon nachmittags um 17 Uhr vor dem Apparat. Manche verharren bis zum Schlafengehen vor dem Schirm. „Es wird im Galopp Abendbrot gegessen“, berichtete beispielsweise ein 15jähriger Junge. Auskunft eines 15jährigen Mädchens: „Das Abendbrot ißt man jetzt beim Fernsehen und sieht nach jedem Bissen hin.“
Derlei Umständlichkeiten beim Essenfassen wurden in Amerika bereits ausgeräumt: 23 Millionen US-Bürger löffeln allabendlich vor ihrem Empfänger ein TV-Dinner in sich hinein, ein vorgekautes Gericht auf einer Plastikplatte, das sich ohne Messer und Gabel bewältigen läßt. Die Beigaben – Kartoffeln, Gemüse, Nachtisch – sind stets an derselben Tellerstelle aufgehäufelt, damit der Fernseher sie auch im Dunkeln finden und verschlingen kann, ohne den Blick von der Mattscheibe wenden zu müssen.
Vgl. dazu Christina Bartz: Telepathologien. Der Fernsehzuschauer unter medizinischer Beobachtung, in: Irmela Schneider/Peter M. Spangenberg (Hrsg.): Medienkultur der 50er Jahre. Diskursgeschichte der Medien nach 1945, Bd. 1. Wiesbaden 2002, S.373 – 386
Betrifft die Vergänglichkeit gewisser Schreibtinten – 1879 Im Band 5 von Meyers Konversations-Lexikon aus dem Jahre 1875 heißt es unter dem Stichwort „Dinte“, „das Problem, eine Schrift in jeder Weise vor Zerstörung zu schützen, [scheint] noch nicht vollkommen gelöst zu sein und wird wahrscheinlich auch nicht gelöst werden, wenn man nicht neben einer besondern D. ein zu derselben passendes Papier von bestimmter Zusammensetzung anwendet.“ (S. 484)
In einem Bericht der Königlichen technischen Deputation für Gewerbe aus dem Jahr 1879 werden die Behörden auf „die größere und geringere Verlöschbarkeit und Haltbarkeit der Tinten“ aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen werden, daß zur Herstellung von dokumentarischen Schriftstücken eine Gallustinte das geeignete Material ist, die Anilintinten für diesen Zweck dagegen unzulässig erscheinen.“
Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen 1879, S. 412
Das Dintenfaß – 1843
Dabei ist auch das Dintenfaß nicht unwichtig, dessen Stoff und Gestalt viel Einfluß auf die Dinte ausübt. Es ist nicht gleichgültig, ob es von Holz, Stein, Metall oder Glas ist. In Holz vertrocknet die Dinte sehr bald zu starrem Bodensatze oder verunreinigt durch Ablösen der Verpichung; in Stein schimmelt, in Metall oxydirt sie bald.Prorzellan. und Glasbehälter sich die Besten. Man wähle von diesen solche, die eine verengte Oeffnung haben, um das Verdampfen der Dinte zu beschränken und verschließe sie immer gehörig ausser dem Gebrauche.
Emil Drescher: Bemerkungen über die Stahlfeder und ihren Gebrauch, Cassel 1843, S. 8
Neuen Grundsätzen für die amtliche Tintenprüfung – 1912
Die vom königlichen Staatsministerium beschlossenen neuen Grundsätzen für die amtliche Tintenprüfung werden u. a. im „Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ veröffentlicht, da nur solche „Urkunden- und Eisengallustinten zum amtlichen Gebrauche verwendet werden [dürfen], deren Kennmarke bei dem Königlichen Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfeld West eingetragen ist.“
Nach den neuen Grundsätzen für die amtliche Tintenprüfung gilt:
„Urkundentinte ist eine Eisengallustinte, die nach 8tägigem Trocknen an der Luft tiefdunkle Schrift liefert. Sie muß mindestens 27 g wasserfreie Gerb- und Gallussäure und 4 g Eisen (auf Metall berechnet) im Liter enthalten. Anderseits darf der Eisengehalt bei Gegenwart von 27 g wasserfreier Gerb- und Gallussäure 6 g im Liter nicht übersteigen. […] Die Tinte muß leicht aus der Feder fließen und darf selbst unmittelbar nach dem Trocknen nicht klebrig sein.“
Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ 1912, S. 544 f.
Eisengallustinte, Nachfüllbehälter, 0,5 Liter, Pelikan, GüntherWagner, ca. 1950er Jahre mit Aufbewahrungsbehälter (Foto: Richard Huber)
„Die Brieftaube, eine Mischlingsrasse, fliegt in 4 Minuten 7,5 Kilom. Und kehrt aus 100 Meilen Entfernung zurück. Sie wird seit älteren Zeiten benutzt und war bis zur Erfindung des Telegraphen im Krieg und Handel (Kurstauben Rothschilds) von Bedeutung. […] seit der Belagerung von Paris wurden sie auch wieder für Kriegszwecke benutzt […].“
„Als Paris von den deutschen Truppen eng cerniert war, suchte man eine Verbindung mit der Provinz herzustellen. Von Paris aus ging dies sehr gut vermittels des Luftballons, aber man konnte nicht nach Paris hineinkommen, […]. Nachdem man eine Depeschenbeförderung auf die verschiedenste Weise versucht hatte, ohne zum Ziele zu kommen erinnert man sich der Brieftauben. […] Mit Hilfe der Photomikrographie wurden die Depeschen derartig verkleinert, dass man einer einzigen Brieftaube 40 000 Depeschen mitgeben konnte, welche in eine Federspule gesteckt wurden, die man an der mittelsten Schwanzfeder mit einem Seidenfaden bestetigte. […] Diese Erkenntnis brachte einen enormen Aufschwung des Brieftaubenwesens hervor. Alle grösseren Staaten, Deutschland, Frankreich, Italien, Oesterreich, Russland, Spanien, sowie die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben Militär-Brieftauben-Stationen eingerichtet, in welchen Brieftauben speciell für Kriegszwecke und auf Staatskosten gezüchtet werden. […]
Auch für Kamerun und die deutsche ostafrikanische Colonie haben sich die Brieftaubenposten sehr nützlich erwiesen, und man hat dort bereits Brieftauben-Stationen eingerichtet.“
W. Hess: Die Taube als Briefbote, in: Prometheus. Illustrirte Wochenschrift über die Fortschritte in Gewerbe, Industrie und Wissenschaft, Nr. 89/1891, S. 579 f.
Abb.: Die Medaille wurde an Züchter und verantwortliche Mitarbeiter im Militärdienst vergeben, die sich um das Brieftaubenwesen im Dienst des Militärs verdient gemacht hatten. – nach: http://www.ehrenzeichen-orden.de
Um durch Brieftauben von einem Ort zu dem anderen Nachrichten zu schicken, muß folgendes eingehalten werden. Die einzelnen Brieftaubenstationen sollen gewöhnlich nur ungefähr 50 Kilometer von einander entfernt liegen. Jede Stationen muß von beiden Seitenstationen wenigstens je 10 Tauben vorräthig haben, um eine ankommende Depesche, ähnlich einer telegraphischen, sofort nach einer oder der anderen Seite weiter geben zu können. Die Nachrichten oder Depeschen selbst müssen auf dünnes Papier geschrieben sein, welches ähnlich dem telegraphischen Vordruck enthält, in welchem sich die Zeit sowie der Ort des Abgangs sowie die Bestimmung leicht einfügen lassen. Dieses Papier wird ganz fein zusammengefaltet und in eine kleine Gummihülse gesteckt, welche wie das Papier hierzu auf jeder Station vorräthig sein muß. Hierauf wird mit leichtem baumwollenen Faden die Hülse von dem geschlossenen Theile an zusammen mit dem / gefaltenen Papier derart leicht umwickelt, daß alle Luft entfernt ist und nichts zurückbleibt als die mit der Gummihülse noch umgebene Depesche.
W. Roeder: Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nachrichtendienst. Zusammengestellt für die Wißmann-Expedition nach Deutsch-Ostafrika, S. 16 f.
„Die Zeit diktiert heut ein rasches Tempo; im Leben draußen, daheim, selbst in den stillen Schulräumen ist der Pulsschlag heut rascher, formt die Zeit schneller als früher. Da hilft kein Klagen und Trauern. All das hat seine Daseinsberechtigung, wie sie ehemals, aus ihren Zeiten heraus, die Stille einer Klosterschule hatte. Unsere Jugend lebt im Zeitalter der Automobile, des Radios, des Flugzeugs mit 100 km und mehr Stundengeschwindigkeit. Und wenn dem Jungen in der Schule bewußt oder unbewußt alle diese Dinge ferngehalten werden, dann wird sein Sinnen und Trachten nach der Schule um so mehr von ihnen gefangen genommen. Sie sind Ausdruck der Zeit, Charakteristika, Wesensarten, und ohne sie ist das Zeitbild falsch.“ (S. 380)
Die Zeit, so der Autor dieses Beitrags, erfordere also im Unterricht diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Der Weg über „das schnell laufende Filmband das unmittelbarste Leben der Jugend belehrend vor Augen“ zu führen, sei „für die meisten noch nicht gangbar“. Die früher üblichen „mehr oder minder gelungenen Anschauungstafeln“ seien „unvollkommen, schwerfällig und veraltet“. Eine Lösung böte sich an über „die Aufstellung einer Sammlung von Glasdiapositiven“.
„Wer aber je dem Praktischen dieser Frage nähertrat, der weiß, mit welchen Schwierigkeiten und hohen Geldausgaben all dies verknüpft ist. Schon bei der Anschaffung eines guten Dia-Projektionsapparates entstehen die ersten Schwierigkeiten. Diese Hindernisse aber werden noch größer und erscheinen riesengroß, wenn man an den Ausbau eines solchen Lichtbildarchives geht. Die Glasdiapositive und auch die Filme sind kostspielig, leicht verderblich und darum von einer relativ kurzen Lebensdauer. Springen, Einreißen und Zerkratzen sind an der Tagesordnung und erschweren diese Arbeit. Da führt, wie die Erfahrung hier und an anderen Schulen lehrt, ein Mittelweg zu einem beachtenswerten Ziel. Eine vorbildliche Sammlung erstklassiger Anschauungsbilder, einfarbig und bunt, ist im neuzeitlichen Lexikon zu finden, sei es nun ein Lexikon von dieser oder jener Tendenz. Sie alle verfügen über viele Hunderte von Anschauungsbildern erster Zeichner, erster Künstler. Das Lexikon ist handlich übersichtlich geordnet, ist großzügig angelegt.
Falsch wäre es nun, diese Blätter, diese kleinen, 2 – 3 cm großen Bilder im Klassenzimmer herumzuzeigen oder von Schüler zu Schüler weiterzugeben. Hier hilft nun der Epidiaskopapparat, und auch nicht jeder.“ (S. 380
Hier folgen eine Warnung, dass bei bestimmten Apparaten die Bilder durch die von den Lampen ausgestrahlten Wärme beschädigt werden, Erläuterungen zu den unterschiedlichen Möglichkeiten der Auf- und Durchprojektion sowie Hinweise, wie es „durch die Hilfe der Schüler“ möglich sei, den Klassenraum schnell für die Projektion herzurichten.
„Jedenfalls ist diese Arbeit in unserer Schule, die Arbeit mit dem Lexikon, dem Projektionsapparat und der Pergamentfläche so positiv und produktiv, daß wir den Apparat schon in jedem Unterrrichtsfach, ob Heimatkunde oder Deutsch, Zeichnen oder Musik, brauchten, und dies recht oft, da Lehrer und Schüler fühlten, daß der so belebte Arbeitsunterricht nach jeder Seite hin ertragrecher war als der nur sachlich eingestellte.“ (S. 381)
Bruno Zwiener: Lexikon, Epidiaskop und Arbeitsunterricht, in: Neue Bahnen – Reform-Zeitschrift für Erziehung und Unterricht, 39. Jg. H-8/1928, S. 380 – 381
Abb. Paul Ed. Liesegang: Die Projektions-Kunst und die Darstellung von Lichtbildern, Leipzig 1909, S. 139
Es gibt kaum eine wirksamere Reklame als ein … Lichtbild-Plakat, besonders wenn es der Unternehmer versteht, zwischen die Ankündigungen anziehende Bilder einzuschalten und das Publikum stets in Spannung zu halten.
Man sieht solche Lichtbildreklamen in den Schaufenstern von Läden, wo sie dann meist nach Geschäftsschluß gezeigt werden, auf den Balkons einer Etage, häufig ober auf dem Dach des Hauses. An anderen Stellen wird das Lichtbild zum Giebel eines anderen Hauses herübergeworfen. Man hat auch wiederholt die Projektion auf Wolken versucht; sie läßt sich aber nur unter sehr günstigen Bedingungen erfolgreich druchführen. In Spezialitäten-Theatern ist die Lichtbild-reklame heute ein ständiger Gast, der das Publikum in den Pausen mit seinen Vorführungen unterhält.
Paul Ed. Liesegang: Die Projektions-Kunst und die Darstellung von Lichtbildern für Schulen, Familien und öffentlichen Vorstellungen mit einer Anleitung zum Malen auf Glas und Beschreibung chemischer, magnetischen, optischer und elektrischer Experimente, Leipzig 1909, S. 291
Das photographische Trockenverfahren, welches den Photographen von der Nähe einer chemischen Hexenküche unabhängig macht, ferner die Erfindung der mit einer lichtempfindlichen Bromgelatine-Schicht überzogenen Papptafeln, die dereinst vielleicht die theuren und schweren Glasplatten verdrängen werden, endlich die vielen Apparate zu schnellen Aufnahmen in Gestalt von Opernguckern, Gewehren und Pistolen – alle diese Momente haben der touristischen Photographie, wie wir sie nennen möchten, einen ungeheuren Aufschwung gegeben. Es vermögen jetzt Reisende, Künstler, Berichterstatter, Gelehrte und Militärs ohne weitere Vorkenntnisse und ohne sonderliche Mühe die interessanten Gegenstände, die sich ihnen auf ihren Wanderungen darbieten, sofort photographisch zu fixiren. Die lichtbeschienenen Platten nehmen sie mit noch Hause, und sie lassen dieselben alsdann von einem geübten Photographen in Ruhe entwickeln, bezw. vergrößern, falls sie es nicht vorziehen, das Geschäft höchsteigenhändig zu besorgen. Den Bedürfnissen den touristischen Photographen kommt der vorstehend abgebildete, von dem Belgier J. de Reck erfundene photographische Hut noch mehr entgegen, als die oben erwähnten vervollkommneten Apparate. Derselbe besteht, wie ersichtlich, aus einem gewöhnlich Filzhut, welcher einen Miniaturapparat zu photographischen Aufnahmen in seinem oberen Theile birgt. Die Linse des Apparats liegt der kleinen Oeffnung H. gerade gegenüber, die nichts Auffälliges hat, da man an Hüten vielfach ein Luftloch anbringt. Ebenso wenig auffällig ist die Schnur C. mit welcher der Tourist den Verschluß des Apparates nach erfolgter Aufnahme bewirkt, und die vorn an der Krempe angeordnete Lorgnette L, deren Glas bis auf das Mittelquadrat B. geschwärzt ist, und welche den auf die Platten festgebannten Gegenstand angiebt. Sehr schöne Bilder wird man freilich mit diesem Apparate nicht erhalten; doch dürften sie nicht allzu hohen Ansprüchen genügen. Die Aufnahmen sollen ja nur gewissermaßen das Skizzenbuch ersetzen.
G. van Muyden – Die Gartenlaube Heft 46/1885, S. 771
„Die Entwicklung von Schreibtechniken ist in ein Netz technischer, gesellschaftlicher und kultureller Entwicklungen eingebunden. Am Gänsekiel, der von jedem Benutzer ohne technischen Aufwand präpariert und individuell zugeschnitten werden kann, ist der Bezug zu einer handwerklich und agrarisch geprägten Gesellschaft genauso augenfällig wie der Zusammenhang zwischen dem Aufkommen der Stahlfeder einerseits sowie der Industrialisierung und Massenproduktion andererseits.“ (nach Louis Mumford: Technics and Civilization, New York 1963, S. 110)
A Steel Pen Exhibit At The Fair (1893)
Wenn man sich die Ausstellung der Esterbrook Steel Pen Company auf der World`s Columbian Exposition ansieht, begreift man sofort, dass selbst ein so kleiner Gegenstand wie eine einfache Stahlfeder zur Grundlage einer Industrie, der beachtliche Bedeutung zukommt, werden kann. Die Firma wurde 1860 gegründet. In den Fabrikanlagen in Camden, N. J., werden über 150 verschiedene Sorten von Esterbrooks Federn hergestellt, die ihren Markt in allen Teilen der Welt finden. […] Es handelt sich um eine Produktion, die nicht im kleinen Maßstab betrieben werden kann, da der Herstellungsprozeß aufwendig und kompliziert ist. Jede Feder wird vier bis fünf Mal hoher Hitze ausgesetzt und läuft durch vierzig bis fünfzig Hände bevor sie fertig gestellt ist. Die Qualität der Esterbrook Federn ist anerkannten Qualität. Dafür spricht ihre weltweite Popularität. Es ist eines Wunder der modernen Herstellungsprozesse, dass dabei die Kosten für diese heutzutage unverzichtbaren Gegenstände auf ein Minimum gesenkt wurden.
Scientific American 16.11.1893, S. 181
„Die World’s Columbian Exposition 1983 (auch The Chicago World’s Fair) war eine vom 1. Mai bis zum 30. Oktober 1893 in Chicago veranstaltete Weltausstellung, die neunzehnte ihrer Art. Die Ausstellung fand zum vierhundersten Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus statt.“
Zur Massenproduktion
„Seit 1830 wurden in der englischen Stahlfederfabrikation Schraubpressen benutzt, die denen ähnelten, die in der Knopfmacherei schon längere Zeit verwendet wurden. Mit diesen Stanzmaschinen konnten aus den möglichst dünn ausgewalzten Stahlbändern massenweise Stahlfedern (von einer Schnellpresse bis zu 28000 pro Tag ausgeschnitten werden.“ (1)
„Soll die Stahlfeder in der Volksschule die Herrschaft haben, oder die Gänsefeder?“(2)
In Kreisen der Lehrerschaft wurde über die Frage Stahlfeder oder Gänsefeder – man könnte sagen, wie immer bei Innovationen – kontrovers und sehr grundsätzlich diskutiert. Die Pro-Argumente beziehen sich auf die Zeit- und Kostenersparnis bei der Verwendung der gebrauchsfertigen und haltbaren Stahlfedern im Vergleich zu den den bis dahin verwendeten Gänsekielen, bei denen das Zuschneiden und Korrigieren eine gewisse Fertigkeit und mit Blick auf die Schülerzahlen einen hohen Zeitaufwand seitens der Lehrer erforderte.
Die Contra-Argumente beziehen sich auf Schwierigkeiten, mit der Stahlfeder „rasch und geläufig“ zu schreiben, auf die Verschlechterung der der Handschrift , weil man „zu stark drücken muß“, sowie auf die gesundheitlichen Schäden für das Kind durch die Benutzung der Stahlfeder.(3)
Gegen das Argument, das Schreiben mit der Stahlfeder führe zu einer schlechten Handschrift, findet man den Verweis auf die außerschulische Realität: „Ferner soll durch die Stahlfeder die Handschrift steif und ungefällig werden. Diese Behauptung widerspricht der Erfahrung geradezu. Man betrachte die Schriftzüge der auf den Komptoirs großer Handelshäuser arbeitenden jungen Leute! Und doch bedient sich selten Jemand eines andern Schreibmittels, als der Stahlfeder.“(4)
Bezogen auf die gesundheitlichen Schäden durch die Benutzung der Stahlfeder sprechen die Kritiker vor allem von Krampferscheinung und Nervenschäden: „Die Nachtheile, welche durch den Gebrauch einer Stahlfeder überhaupt, und einer schlechten insbesondere, für ihre Kinder entstehen, sind den Eltern mehrentheils unbekannt, und haben sich auch erst durch den Gebrauch und sorgfältige Beobachtung herausgestellt. Eine schwere Hand, Zittern in den Fingern, krampfhaftes Zusammenziehen des Daumes (Daumenkrampf) sind leider gewöhnliche Folgen des Gebrauchs der Stahlfedern beim ersten Schreibunterrricht. Rechnet man nun noch hinzu, wie sehr sich die Kinder dadurch verwöhnen und nachmals klagen, daß sie mit einer Gänsefeder gar nicht schreiben können, so sollte man billig in den Schulen beim Unterrichte den Gebrauch der Stahlfedern nicht gestatten, […]. Leider aber wird der schädliche Gebrauch von manchen Lehrern nur zu gern befördert, weil sie dadurch dem lästigen Federschneiden und Corrigiren derselben entgehen.“ (5)
Außerdem wird auch über Vergiftungssymptome diskutiert. Hierzu führt ein Befürworter der Stahlfedernutzung an: „Ich stelle nicht in Abrede, daß sich durch Berührung der Stahlfeder mit der Tinte Grünspan, oder andere Gifte erzeugen. Was schadet das aber? Kein verständiger Lehrer wird doch wohl die Unsitte dulden, daß die Kinder mit ihrem Munde (es soll schon vorgekommen sein) die Feder reinigen? So wären auch Gänsefeder nachtheilig; denn Tinte kann schwerlich der Gesundheit zuträglich sein.“ (6)
Der pädagogische Kompromiss zwischen Gegner und Befürwortern der Stahlfeder im Unterricht lief auf die Festlegung der Altersstufe hinaus, in der der Übergang vom Griffel zur Gänsefeder und dann zur Stahlfeder vertretbar sei.
Zitate
(1) Elisabeth Vaupel: Vom Gänsekiel zur Stahlfeder, S. 147(2) Die Stahlfeder in der Schule, in: Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung Nr. 52/1856, S. 377
(3) Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung Nr. 35/1856, S. 253
(4) Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung Nr. 52/1856, S. 377
(5) Ueber den Gebrauch der Stahlfedern beim Schreibunterricht, in: Schulblatt für die Provinz Brandenburg H.4/1845, S. 772 f.
(6) Allgemeine Deutsche Lehrerzeitung Nr. 35/1856, S. 254
Wenn man Kinder unterrichten will, reicht es, sie zum Lesen einer Beschreibung der großen wissenschaftlichen Erfindungen wie des Telegraphen, des Telephons, des Phonographen usw. anzuhalten. Gleichwohl ist es sicherlich vorzuziehen, ihnen diese unterschiedlichen Apparate in die Hand zu geben, damit sie lernen, wie diese funktionieren.
Ganz einfache Apparate, die in der Lage sind, den Kindern eine allgemeine Vorstellung vom Telegraphen und Telephon zu geben, sind entwickelt und zu einem niedrigen Preis verkauft worden. Bislang existierte eine derartige Gelegenheit nicht für den Phonographen. Dank eines sinnvollen Geräts, das sehr einfach zu bedienen ist und relativ wenig kostet, werden Kinder in der Zukunft in der Lage sein, sich selbst zu vergewissern, daß die Wiedergabe der menschlichen Stimmte genauso einfach ist wie die eines Musikstücks mit Hilfe eines mechanischen Klaviers. Dies ist eines der Spielzeuge, die in diesem Jahr am meisten Erfolg hatten.
Scientific American 10. April 1897, S. 230
Der Edisonsche Phonograph ist kein Apparat, der praktisch verwendbar ist
Von den Kosten des Apparates wollen wir zur Zeit absehen; diese würden bei Massenfabrikation sehr bald auf eine annehmbare Größe vermindert worden sein. Es gehört schon die Geschicklichkeit eines Mechanikers dazu, um den Apparat in regulärem Zustand zu benutzen; etwaige Fehler zu beseitigen, welche bei dem empfindlichen Mechanismus leicht vorkommen, liegt außerhalb des Könnens des großen Publikums, für welches der Phonograph berechnet sein sollte. Weiter ist es ein Mangel, daß die Walze nicht eben viel Worte aufnimmt; sie ist in wenigen Minuten vollgesprochen und eine halbwegs umfangreichen Korrespondenztätigkeit würde für den Tag schon eine beträchtliche Anzahl von Walzen benötigen. Endlich ist aber auch die Wiedergabe des Apparates keineswegs eine durchweg deutliche, und es werden unter Umständen recht unliebsame Mißverständnisse durch ihn veranlaßt werden. Was die Aufnahme von Reichstags- und gerichtlichen Verhandlungen angeht, so ist der Phonograph hierfür viel zu unempfindlich, und an eine solche Verwendung brauchen wir vorderhand nicht zu denken, bis ein besserer Apparat dieser Art erfunden sein wird. / Die Verwendung des Phonogramms an Stelle des Briefes würde die Versendung der Walze im Paket erheischen, wenn sich die Postverwaltungen nicht dazu herbeiließen, einen billigeren Tarif für solche Sendungen einzuführen, wozu sie vorerst kaum geneigt sein werden. […]
So ist der Phonograph teils ein interessanter wissenschaftlicher Apparat, teils ein Spielzeug und Demonstrationsobjekt für Schaubuden geblieben und in letzterer Beziehung hat er noch die meisten Erfolge errungen (siehe auch Berliner Illustrierte 1903). Der geschäftliche Wert des Phonographen nach dieser Richtung hin wurde von der amerikanischen Phonographengesellschaft auch bald erkannt, und dieser Erkenntnis entsprang eines Verwendung des Apparates, welche demselben eine größere Verbreitung verschafft hat, nämlich für sprechende Puppen. Dem auf der Höhe der Zeit stehenden amerikanischen Kindern genügen Puppen, die nur ‚Papa’ oder ‚Mama‘ sagen und die Augen auf- und zuklappen, schon lange nicht mehr, und so kam Edisons Erfindung wie gerufen, um diesem Mangel abzuhelfen. Den Puppen wurde in den Balg, der sonst mit schnöder Kleie ausgefüllt ist, ein Phonograph von primitiver Konstruktion […] gesteckt und auf die Walze desselben einige passende Worte gebracht, welche die Puppe nun unaufhörlich wiederholen konnte. Wie lange die Freude des Kindes an einem solchen Spielzeug dauert, wollen wir hier unerörtert lassen, können aber nicht umhin, auf einen weiteren Vorzug dieser sprechenden Puppen hinzuweise. Wenn nämlich Brüderchen Fritz, der wie alle Jungens in bezug auf Puppen bedenkliche Forschungsgelüste hegt, eine solche Puppe aufschneidet, so wird er hier wenigstens nicht wie bei den Puppen der Alten Welt durch den geistlosen Kleien- oder Werginhalt enttäuscht werden, sondern findet etwas Reelles, das er weiter kaputt machen kann.
Wilke, Arthur [1897]: Die Elektrizität, ihre Erzeugung und ihre Anwendung in Industrie und Gewerbe. Leipzig und Berlin: Otto Spamer, S. 592f.
Abb. Der Puppenphonograph: Wilke, Arthur [1897]: Die Elektrizität, ihre Erzeugung und ihre Anwendung in Industrie und Gewerbe. Leipzig und Berlin: Otto Spamer, S. 594
Die Brieftauben-Photographie im Dienste der militärischen Aufklärung – mehr
Warum fliege Brieftauben an ihren Herkunftsort zurück?
„Die monogamen und fortpflanzungsfreudigen Tiere kehren nicht zu ihrem Herrn oder ihrer Herrin zurück, sondern nach Hause, zu ihrem Weibchen. Auch die Weibchen fliegen zu ihren Männchen zurück, aber sie fliegen nur richtig gut, wenn sie zuhause Eier oder Junge haben. Männchen rasen schon dann, wenn sie ein Weibchen haben, von dem sie getrennt werden.“
Ansgar Häfner: Das Sehnsuchtstier, S. 96, in: Klaus Beyrer u. Hans-Christian Täubrich (Hrsg.): Der Brief. Eine Kulturgeschichte der schriftlichen Kommunikation. Eine Publikation der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, 1996
Lille: Ein Denkmal für die Militärtauben des Ersten Weltkriegs