Das Telephon-Notizpult (1890)
Im geschäftlichen Leben ist es öfter von Wichtigkeit, den Inhalt der auf telegraphischem Wege geführten Gespräche, Bestellungen, Auskünfte, Offerten u.s.w. sofort aufzuschreiben, nicht nur um etwaige spätere Irrungen und Mißverständnisse zu vermeiden, sondern namentlich auch, um für den gerichtlichen Austrag von Streitigkeiten ein Beweismittel in Händen zu haben. Demnach sind für den Fernsprechverkehr Vorrichtungen unentbehrlich, die das Niederschreiben der bezüglichen Gespräche in zweckmäßiger Weise ermöglichen. Eine derartige praktisch werthvolle, neben dem Fernsprechapparat leicht anzubringende Vorrichtung ist das als bequeme Unterlage und zugleich als Armstütze dienende Telephon-Notizpult, das von Oskar Michaelis, Heftmaschinenfabrik in Berlin 8, Alte Jakobstraße 84, in den Handel gebracht wird. Die sinnreiche und doch sehr einfache Construction ist mit Hülfe der Abbildung Fig. 1 leicht zu verstehen. Dieselbe gestattet, mittels der unter dem Pult angebrachten Papierrolle die Notizen auf endlosem Papier zu machen und sodann in beliebig langen Streifen abzutrennen, wodurch sowohl ein ununterbrochenes Schreiben als auch sparsamer Verbrauch des Papiers ermöglicht wird. Ein wesentlicher ökonomischer Vortheil wird auf diese Weise gegenüber der Verwendung einzelner Blätter, wie bei den gewöhnlichen Notizblocks, erreicht, da man bei Niederschriften, deren Umfang sich nicht vorhersehen läßt, nicht auf einen bestimmten Raum beschränkt, bez. genöthigt ist, ein angefangenes Blatt nur
theilweise zu benutzen, sondern den Papierstreifen durch bloßes Abrollen nach Bedarf verlängern kann. Zum Schreiben bedient man sich des mittels seidener Schnur am Pult befestigten Bleistifts. Die kaiserl. Oberpostdirection in Berlin hat dieses neue Telephon-Notizpult in den öffentlichen Fernsprechämtern eingeführt und ebenso ist dasselbe bereits vielfach in Bureaus, Comptoirs u.s.w. sowie in Wohnräumen im Gebrauch.
Illustrirte Zeitung 4. October 1890