1781 – Vom Sonnenmikroskop

Eine Abhandlung des Herrn Baron von Gleichen, genannt Rußworm

Was nützt der Blick durch ein Mikroskop, wenn man niemanden zeigen kann, was man sieht?
Am Beispiel des Mikroskops zeigt sich, dass Beobachtungen und Erkenntnisse erst durch die entsprechende Speicherung der Befunde und deren Reproduktion in Publikationen für den wissenschaftlichen Diskurs relevant werden.

 Hauptvorteile des Sonnenmikroskops
„Es bestehen aber die Hauptvortheile des Sonnenmikroskops kürzlich Abhandlung vom Sonnenmikroskop darinnen: 1.) daß man einer ganzen Gesellschaft, worunter sich immer welche befinden, die eine ärgerliche Ungeschicklichkeit verrathen, wenn sie durch ein Handmikroskop sehen sollen, ein vergrößertes Objekt auf einmal zeigen kann. […] 3.) Daß man alle durchsichtige Körper und die Bewegung belebter Wesen in dem Flüßigen, in einem großen Raum, und ohne sich im geringsten zu ermüden, sehr scharf und groß, obschon weger der Hitze des Brennpunkts nicht lange sehen kann. 4.) Daß die Umrisse dunkler, auch öfters, die innern Theile durchsichtiger Körper so genau nachgezeichnet werden können, als wären sie selbstens auf das Papier abgedrucket worden. 5.) Daß diese Zeichnungsart auch für den im Zeichnen unerfahrnen Beobachter, besonders bei den Salzanschlüssen, wo öfters unnachahmliche Figuren vorkommen, so leicht, als unfehlbar ist.“ (S. 11)

Mit einem Wort: es war ein Floh, und doch kein Floh
„Ich habe diesem Thier selbst sehr oft die Ehre angethan, es durch das SonnenmikroskopSonnenmikroskop zu vergrößern, meistentheils aber nur mit der Absicht, den Zuschauern ein Räthsel aufzugeben. Aber so gar diejenigen, die es kurz zuvor auf dem weisen Tischchen meines Mikroskops bei gedoppelter Reflexion gesehen und erkannt hatten, glaubten bei seiner nun Bärenmäßigen Erscheinung, da sie nichts weiter als einen braunen, dicken und haarigen Körper sahen ein anderes Thier vor sich zu haben. Mit einem Wort: es war ein Floh, und doch kein Floh.“ (S. 8)

Quelle: Göttinger Digitalisierungszentrum

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