1890 – Brieftauben für Deutsch-Ostafrika

 Meyers Konversations-Lexikon
„Die Brieftaube, eine Mischlingsrasse, fliegt in 4 Minuten 7,5 Kilom. Und kehrt aus 100 Meilen Entfernung zurück. Sie wird seit älteren Zeiten benutzt und war bis zur Erfindung des Telegraphen im Krieg und Handel (Kurstauben Rothschilds) von Bedeutung. […] seit der Belagerung von Paris wurden sie auch wieder für Kriegszwecke benutzt […].“

Meyers Konversations-Lexikon, 3. gänzlich umgearbeitete Auflage, Bd. 15, Leipzig 1878, S. 6

„Als Paris von den deutschen Truppen eng cerniert war, suchte man eine Verbindung mit der Provinz herzustellen. Von Paris aus ging dies sehr gut vermittels des Luftballons, aber man konnte nicht nach Paris hineinkommen, […]. Nachdem man eine Depeschenbeförderung auf die verschiedenste Weise versucht hatte, ohne zum Ziele zu kommen erinnert man sich der Brieftauben. […] Mit Hilfe der Photomikrographie wurden die Depeschen derartig verkleinert, dass man einer einzigen Brieftaube 40 000 Depeschen mitgeben konnte, welche in eine Federspule gesteckt wurden, die man an der mittelsten Schwanzfeder mit einem Seidenfaden bestetigte. […] Diese Erkenntnis brachte einen enormen Aufschwung des Brieftaubenwesens hervor. Silberne Medaille für Verdienste um das Militär-Brieftaubenwesen 1. Form 1893.jpg_tAlle grösseren Staaten, Deutschland, Frankreich, Italien, Oesterreich, Russland, Spanien, sowie die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben Militär-Brieftauben-Stationen eingerichtet, in welchen Brieftauben speciell für Kriegszwecke und auf Staatskosten gezüchtet werden. […]
Auch für Kamerun und die deutsche ostafrikanische Colonie haben sich die Brieftaubenposten sehr nützlich erwiesen, und man hat dort bereits Brieftauben-Stationen eingerichtet.“

W. Hess: Die Taube als Briefbote, in: Prometheus. Illustrirte Wochenschrift über die Fortschritte in Gewerbe, Industrie und Wissenschaft, Nr. 89/1891, S. 579 f.
Abb.:  Die Medaille wurde an Züchter und verantwortliche Mitarbeiter im Militärdienst vergeben, die sich um das Brieftaubenwesen im Dienst des Militärs verdient gemacht hatten. – nach: http://www.ehrenzeichen-orden.de

 Brieftauben für Afrika
Um durch Brieftauben von einem Ort zu dem anderen Nachrichten zu schicken, muß folgendes eingehalten werden. Die einzelnen Brieftaubenstationen sollen gewöhnlich nur ungefähr 50 Kilometer von einander entfernt liegen. Jede Stationen muß von beiden Seitenstationen wenigstens je 10 Tauben vorräthig haben, um eine ankommende Depesche, ähnlich einer telegraphischen, sofort nach einer oder der anderen Seite weiter geben zu können. Die Nachrichten oder Depeschen selbst müssen auf dünnes Papier geschrieben sein, welches ähnlich dem telegraphischen Vordruck enthält, in welchem sich die Zeit sowie der Ort des Abgangs sowie die Bestimmung leicht einfügen lassen. Dieses Papier wird ganz fein zusammengefaltet und in eine kleine Gummihülse gesteckt, welche wie das Papier hierzu auf jeder Station vorräthig sein muß. Hierauf wird mit leichtem baumwollenen Faden die Hülse von dem geschlossenen Theile an zusammen mit dem / gefaltenen Papier derart leicht umwickelt, daß alle Luft entfernt ist und nichts zurückbleibt als die mit der Gummihülse noch umgebene Depesche.
W. Roeder: Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nachrichtendienst. Zusammengestellt für die Wißmann-Expedition nach Deutsch-Ostafrika, S. 16 f.

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