1904 – Überwachung mit Hilfe der Stenografie

Polizeisergeant Fritz Pohle – Kassierer des Stenographenvereins in Quedlinburg – „wird infolge seiner tüchtigen Befähigung auf dem Gebiet der Stenographie seit langer Zeit stets zur Überwachung und Fixierung der sozialdemokratischen Versammlungen kommandiert und hatte in dieser Beziehung namentlich auch vor den Reichtstagswahlen in ausgedehntem Maße Gelegenheit, seine Fähigkeiten zu erproben.“
Agitator und Stenograph
In der alten Kaiser- und Blumenstadt Quedlinburg, der Eingangspforte zu den waldigen sagenumsponnenen Harzbergen und dem wildromatischen Bodetal, hat unser System* und damit die Stenographie überhaupt einen schönen moralischen Erfolg davongetragen. In einer am 1. November v. Js. im hiesigen sozialdemokratischen Restaurant ‚Vorwärts‘ abgehaltenen Volksversammlung hatte der sozialdemokratische Schriftsteller und Agitator Albert aus Magdeburg in einem Vortrage über die Bedeutung des Ausfalls der Stadtverordnetenwahl für die Arbeiter gegen die hiesige Stadtverwaltung Anklagen geschleudert, die zum größten Teil auf Unwahrheiten und Ungenauigkeit beruhen. Aufgrund des von dem Polizeisergeanten Fritz Pohle (Kassierer des hiesigen Stenographenvereins) aufgenommenen stenographischen Protokolls wurde dann in der Stadtverordnetensitzung am 23. November auf Antrag des Magistrats der städtischen Polizeiverwaltung vom Stadtverordnetenkollegium die Ermächtigung erteilt, gegen die in jener Volksversammlung gegen die Stadtbehörden ausgesprochenen Verdächtigungen und Beleidigungen strafrechtlich vorzugehen und den Urheber derselben vor Gericht zu ziehen.“
(H. Behle, Journalist in Quedlinburg – Der Deutsche Stenograph 1904, S. 30f.)

*„Der Deutsche Stenograph“ war die Zeitschrift des Stenographen-Verbandes Stolze-Schrey.

Auflösung einer Arbeiterversammlung_Illustrirte Zeitung 1890, S. 180
1890 – Polizeiliche Auflösung einer Arbeiter-Wahlversammlung in Berlin

Vor den Wahlen
„Ein unvermeidliches Uebel aller Parteiversammlungen ist der Ruhestörer. Erscheint er nur vereinzelt auf der Bildfläche, so ist er bald unschädlich gemacht, schwieriger gestaltet sich der Reinigungsproceß, wenn die verneinenden Geister rottenweise auftreten; dann geht leider mit der Ausübung des Hausrechts ein gut Stück Zeit verloren, oft genug endet die Versammlung infolge des künstlich herbeigeführten Tumultes mit polizeilicher Auflösung.“
Aus: Illustrirte Zeitung Nr. 2434 vom 22. Februar 1890, S. 180 und 181

 

Telefonpoesie aus dem Haus AT&T

1910
[…] Aladins Lampe brachte ihren Beisitzer im Nu von Ort zu Ort.1910 Ad American Telephone Telegraph ATT Bell Everyday Magic
Dies war vor tausend Jahren – und die Lampe gab es nur im Märchen. Aber die Geschichte war so wunderbar, dass sie bis heute erzählt wird.
Bells Telefon ist bei weitem wunderbarer – und es existiert wirklich.
Der Traum von Jahrhunderten wird wahr. Im Büro, in der Wohnung steht es, und sieht so alltäglich aus wie Aladins Lampe.
Durch das Telefon wird die menschliche Stimme – der getreueste Ausdruck von Persönlichkeit, Eigenschaften und Charakter –  sofort und genau von einem Ort zum anderen übertragen.
Alle anderen Kommunikationsmittel sind im Vergleich dazu kalt und farblos. Nur durch das Telefon wird die menschliche Qualität der menschlichen Stimme über die Begrenzungen der natürlichen Hörfähigkeit hinaus übertragen. […]

1911
[…] Noch vor einer Generation war die Reichweite der Sprache sehr begrenzt. Als Ihr Großvater ein junger Mann war, konnte man seine Stimme an stillen Bell Your Telephon Horizon 1911Tagen vielleicht über eine Meile hinweg hören. Heute dagegen hat sich das grundlegend geändert. Ein Gespräch über 2000 Meilen ist ein alltägliches Ereignis. Wollte man über diese Distanz hinweg sehen, müsste man ein Teleskop auf einer Plattform in ungefähr 560 Meilen Höhe aufbauen. So wie der Schatten einem Menschen folgt, begleitet ihn der Horizont der Telefonkommunikation. Reist man von einer Küste zur anderen, folgt der Telefonhorizont. Wo immer man sich befindet, bleibt man im Mittelpunkt seiner telefonischen Nachbarschaft. […]

1913

Telefonische Türen der Nation_Scientific American 20_12_1913_S 481Immer, wenn Sie den Telefonhörer aufnehmen, öffnen sich für Sie die Türen der Nation.

Wo immer Sie sein mögen, können Sie eine Vielzahl von Menschen mit ihrer Stimme erreichen. So einfach, wie man sich in einem Zimmer unterhält, können Sie Ihre Gedanken und Worte durch die offenen Türen des Bell Systems zu nahen oder entlegene Bundesstaaten und Orten schicken.

Zu jeder Tages- oder Nachtzeit können Sie sofort und direkt mit jedem, den Sie ausgewählt haben, sprechen, gleichgültig, ob er eine Meile, hundert oder zweitausend Meilen entfernt ist.

Dies wird möglich, weil 7.500.000 Telefone, in jedem Teil unseres Landes , über das Bell System miteinander verbunden sind …

1915
Auf den magischen Webstühlen des Bell Systems werden täglich zehn Millionen Bell Weavers of Speech 1915von telefonischen Botschaften zu einem fantastischen Stoff verwoben, der die zahllosen Aktivitäten eines fleißigen Volkes abbildet.

Tag und Nacht bewegen unsichtbare Hände die Weberschiffchen hin und her, weben aus den Gedanken von Männern und Frauen Muster, die – könnte man sie wie einen Teppich betrachten – eine dramatische Geschichte von unseren Geschäften und unserem gesellschaftlichen Leben erzählen.
Die Weberinnen sind die 70.000 Telefonistinnen von Bell. Unsichtbar für die Teilnehmer sitzen diese Weberinnen der Sprache leise an ihren Klappenschränken, verbinden schnell und geschickt die Leitungen, über die die menschliche Stimme über das Land in alle Richtungen geführt wird. […]

1923
Könnte das Telefonbuch in der Hand des Teilnehmers stündlich überarbeitet Bell Crossroads of Conversation 1923werden, brauchte man keine Telefonauskunft. Aber ein Telefonbuch enthält nie alle Teilnehmer. Selbst während das Telefonbuch gedruckt und gebunden wird, kommt es zu Tausenden von Änderungen. Neue Teilnehmer müssen ins Verzeichnis aufgenommen werden. Alte Teilnehmer ziehen geschäftlich oder privat an einen anderen Ort.
Auch wenn ihre Namen nicht im Telefonbuch stehen, müssen diese Teilnehmer über die Schnellstraßen der Kommunikation für alle anderen Teilnehmer erreichbar sein. Zur Ergänzung der gedruckten Seiten muss es daher an den Kreuzungspunkten der Gespräche Führer geben.
Das sind die Telefonistinnen in der Auskunft. Sie werden für diese Aufgabe aufgrund ihrer Schnelligkeit und Genauigkeit, ihrer Höflichkeit und Intelligenz ausgewählt. An ihrem Arbeitsplatz sind sie mit den Vermittlungszentralen verbunden. Sie entlasten die normalen Telefonistinnen davon, tausende von Fragen nach Telefonnummmern zu beantworten, wodurch sie in ihrer Arbeit behindert würden.

1911 – Lieber Gesangs- als Klavierunterricht

KlavierspielenKlavierspiel. Man nennt es auch eine ‚moderne Seuche‘, da es in alle Schichten der Bevölkerung eingedrungen ist, und da es leider von Unbegabten ebenso gepflegt wird, wie von Begabten. Nervöse Personen werden durch übermäßige Ausübung derselben noch reizbarer, als sie schon sind; es ist daher nur mit Vorsicht zu üben und schwachen Mädchen mit erregtem Herzen, Blutarmut und Neigung zu starken Menstruationen ganz zu verbieten. Anders verhält es sich mit dem Singen. Mäßig betrieben kräftigt es den Organismus und leitet das Blut vom Becken ab. Man lasse also schwächliche Mädchen eher Gesangsunterricht nehmen, als Klavierspiel beginnen.

Fischer-Dückelmann, Anna: Die Frau als Hausärztin. Ein ärztliches Nachschlagebuch der Gesundheitspflege und Heilkunde in der Familie. Stuttgart 1911, S. 699f.