Klavierspiel. Man nennt es auch eine ‚moderne Seuche‘, da es in alle Schichten der Bevölkerung eingedrungen ist, und da es leider von Unbegabten ebenso gepflegt wird, wie von Begabten. Nervöse Personen werden durch übermäßige Ausübung derselben noch reizbarer, als sie schon sind; es ist daher nur mit Vorsicht zu üben und schwachen Mädchen mit erregtem Herzen, Blutarmut und Neigung zu starken Menstruationen ganz zu verbieten. Anders verhält es sich mit dem Singen. Mäßig betrieben kräftigt es den Organismus und leitet das Blut vom Becken ab. Man lasse also schwächliche Mädchen eher Gesangsunterricht nehmen, als Klavierspiel beginnen.
Fischer-Dückelmann, Anna: Die Frau als Hausärztin. Ein ärztliches Nachschlagebuch der Gesundheitspflege und Heilkunde in der Familie. Stuttgart 1911, S. 699f.